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  1. #11
    Die Steam-Challenge


    Ich spiele nicht besonders viel am PC oder auf Steam, kenne mich auch mit den Features kaum aus.
    Ziel der Steam-Challenge war es einerseits, mit Steam vertrauter zu werden, und andererseits, die Empfehlungen von Freunden zu spielen, die ich z.T. sonst auch gar nicht auf dem Schirm hatte.

    Lynx, Narrenwelt, Kaia und MeTa haben mir jeweils drei Titel vorgeschlagen, von denen ich einen auswählen und bis zum Jahresende durchspielen muss.

    Lynx:
    The Wolf Among Us
    Forgotten Anne
    OneShot

    Kaia:
    Disco Elysium
    Stray
    Venba

    MeTa:
    Doki Doki Literature Club+
    Hellblade: Senua’s Sacrifice
    Valkyria Chronicles


    Narrenwelt:
    Chants of Senaar
    The Rewinder
    Until Then

    Los geht’s mit Titel #1!


    Venba (vorgeschlagen von Kaia)


    Venba ist ein Spiel, das mir auf einer Ebene genau das geliefert hat, was ich erwartet hatte, und auf anderer Ebene wiederum total kalt erwischt hatte.

    Gerechnet hatte ich mit einem cozy/herzerwärmenden Spiel mit narrativem Fokus und Kocheinlagen als Minispiel. Letzteres habe ich bekommen – mein Herz hat es aber eher gebrochen als es zu erwärmen.

    Venba erzählt die Geschichte eines indischen Auswanderer-Pärchens in Kanada, das sich dort eine Existenz aufbaut, ein Kind bekommt und alt wird. Es beginnt mit der Jobsuche und Schwangerschaft und endet 2,5 Jahrezehnte später, als der Sohn erwachsen ist.

    Alles wird in einem sehr hübschen, bunten und individuellen 2D-Stil präsentiert.



    Das Kochen ist simples Point & Click. Die Rezepte sind vorgegeben, teils jedoch zu beträchtlichen Teilen unleserlich. Aus dem Kontext und verbalen Anleitungen muss man sich schließlich zusammenreimen, was man in welcher Reihenfolge in die Kochgeräte tun muss und so weiter.

    Ist simpel und macht für das, was es ist Spaß. Gleichzeitig lernt man die tamilische Küche kennen – Win-Win!

    Der Rest des Spiels ist Erzählung. Die alltäglichen Probleme von Auswanderern werden glaubwürdig beschrieben – von Problemen bei der Jobsuche über die Sprachbarriere bis hin zu kulturellen Differenzen.

    Letzteres spielt später eine besondere Rolle, denn der Sohn, Kavin, beginnt mit der Zeit, die Kultur seiner Eltern abzulehnen, weil er wie seine Peers sein will – dabei geht er sogar so weit, das Essen, das ihm seine Mutter jeden Tag liebevoll zubereitet, in der Schule nicht einmal auszupacken. Von seinen Freunden lässt er sich Kevin nennen, was seine Eltern sehr verletzt.



    Man erfährt nie wirklich viel von seiner Interaktion mit anderen und ob er mit Ausgrenzung oder Mobbing zu kämpfen hatte. Klar ist aber, dass seine Aktionen seine Eltern traurig machen, auch wenn diese größtenteils Verständnis dafür zeigen.

    Richtig schlimm wird es, wenn der Sohn für die Uni auszieht. Dort ist er eigentlich schon älter, verhält sich seinen Eltern gegenüber aber sehr ablehnend und verletzend.

    Dann gibt es einen Timeskip von einigen Jahren.




    Das Ende ist zwar bis zu einem gewissen Grad versöhnlich, aber macht die vielen Jahre des Leidens nicht wieder gut, die die Eltern erfahren mussten. Und rückblickend zeigt das Spiel eigentlich fast ausschließlich das Leid dieser und kaum schöne Momente.

    Das alles ist dann doch ziemlich deprimierend – deutlich schlimmer, als ich es erwartet hätte. Es ist also keineswegs mehr „cozy“.

    Einerseits finde ich es stark, dass sich das Spiel nicht scheut, eine solche Perspektive zu zeigen. Es wirkt auch nicht unglaubwürdig oder dramatisch überspitzt – gerade die Beziehungen zwischen den Figuren und die Probleme wirken wie aus dem Leben gegriffen.

    Ich hätte mir aber gewünscht, dass es die Perspektive des Sohns im Mittelteil stärker dargestellt wird – und allgemein ein besserer Querschnitt des Familienlebens gezeigt wird als nur die Probleme.



    tl;dr: Venba ist ein erstaunlich emotionales Spiel, das die Probleme einer Einwandererfamilie authentisch mit viel Feingefühl darstellt und Einblicke in die Tamil-Kultur (besonders den kulinarischen Teil) gewährt. Es konzentriert sich dabei allerdings so aufs Leid, dass die Katharsis am Ende nur ein wenig Linderung verschafft. Es hätte imo durch einen ausgeglicheneren Mix mit mehr schönen Situationen profitieren können, um nicht ganz so schwer verdaulich zu sein. Der Endeindruck (gerade ein paar Tage später) ist aber dennoch sehr positiv – erwartet nur kein cozy Game!

    Ach ja: Und es gibt sogar ein Rezeptbuch im Hauptmenü mit detaillierten Anleitungen, damit man alles auch selbst nachkochen kann. Lynx und ich fanden die Idee auch schön – aber leider hat uns die Tatsache einen Strich durch die Rechnung gemacht, dass man für fast alles Spezialgeräte braucht, die sich in einem durchschnittlichen Kartoffelhaushalt nicht finden

    Spielzeit: 1:45h
    Wertung: 7,5/10

    Danke an Kaia für den schönen Vorschlag!
    Geändert von Narcissu (29.11.2024 um 14:20 Uhr)


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